Junkerparade der Prima Canadensis a.U. 150

Lieder:

Country Garden ( nur Klavizimbel)

Gaudeamus igitur (Wiegenfestlied mit neuem Text)

Aufmunterungslied ( neuer Text)

„Schlußlied” Guter Mond du gehst so stille (Text Walter)

Deko, Zubehör:

Legere Kleidung

Stammtisch Schild

Brandlethe

Einkleber für Schlaraffenpaß

Ahne der Junkertafel

Rollenverteilung:

Jk. John:Eilers der Opernsänger

Jk. Hubert:Sprecher (steht die gesamte Zeit an der Rostra, wenn er spricht

schaltet er das Licht ein, danach wieder aus)

Kn. 108 (Waldemar):Mick der Bauunternehmer

Kn. 109 (Walter):Ursus der Medizinstudent und Hobbymusiker

Prüfling Matthias:Wirt der Gaststätte

Handlung der Junkerparade:

Die Entstehung Schlaraffias. Unsere Burg wird für ca. eine Stunde die Kneipe, in der vor 150 Jahren alles begann. Jk. Hubert steht auf der Rostra und erzählt die Geschichte, in mehreren Abschnitten, wie es sich damals zugetragen hat.

Die anderen spielen die Handlung nach, allerdings in etwas abgewandelter Form. Es wird u.a. davon gesprochen wie Schlaraffen sein sollten - oder auch nicht sein sollten. In humorvoller Art wird hier Bezug auf unsere Ritter genommen.

Einleitung, Vorstellung von Ort, Zeit und Teilnehmern

Walter zieht sich in der Atzungspause um und bleibt in der Burg. Nach der Pause rührt er das Tamtam, damit ist die Junkerparade eröffnet, und setzt sich ans Klavizimbel

Hubert geht auf die Rostra

John und Waldemar gehen in die Vorburg

Matthias als Wirt bleibt in der „Kneipe” und spielt Wirt

Sprecher:

Schaltet das Licht ein

Wir befinden uns hier und heute im Jahre 1859, im Gasthaus „Beim Freund” in der Wassergasse in Prag.


Hier sitzt ein Häuflein junger, lebensfrischer Gesellen beisammen und vertreibt sich die Zeit mit Gesang und Scherz. Viele darunter haben sich einen Namen in der Musik- und Theaterwelt erworben.


An den Vereinsabenden werden lustige Lieder gesungen, in eifrigem Wetteifer Vorträge aller Art gehalten; dazu kreisen mächtige Humpen. Heiterkeit und eine oft ausgelassene Stimmung erfüllt die Zusammenkünfte des kleinen Kreises.


Das sprunghaft launige und lustige Wesen einer Künstlervereinigung ergeht sich in den verschiedensten Einfällen, in der Neuschaffung von allen möglichen Zeremonien, die nur den einen Zweck haben: die Geselligkeit originell und fröhlich zu gestalten.


Die kleinen Eitelkeiten und Lächerlichkeiten der Welt werden durch einen feierlich närrischen Cultus parodiert: „In der Narrheit liegt alle Wahrheit”. Dr. Schmidt-Weissenfels umscheibt dies philosophischer:


Die Narrheit des menschlichen Lebens ist eine so ernsthafte, daß in ihren heiteren Auslassungen sie zu erfassen, das ernsthafte Bemühen derjenigen sein muß, die sich über diese Narrheit nicht zum Narren machen lassen wollen.

Schaltet das Licht wieder aus

Wirt:

Spricht einen Sassen an

Welch ein schlauer Spruch, hast du den verstanden?

Sasse antwortet, Wirt evtl. kurze Bemerkung dazu passend


Walter sitzt am Klavizimbel und beginnt Country Garden zu spielen. Wenn das Stück zu ende ist spielt er leise Hintergrundmusik.

Der Wirt übernimmt die Handlung, arbeitet so vor sich hin, putzt den Tisch ab und führt Selbstgespräche.

Wirt:

Laut genug damit die beiden es in der Vorburg hören können

Na, wo bleiben denn meine Jungs heute Abend, lassen sich aber Zeit.

Waldemar und John kommen herein

Wirt:

Ach da sind sie ja schon. Hallo Jungs, schön euch zu sehen.

John:

Guten Abend du altes Prager Urgestein. Wie geht's dir?

Wirt:

Kann nicht besser klagen. Was kann ich euch bringen?

Waldemar:

Wie immer ...

Wirt:

Mit Freuden und sofort.

Geht in die Styxenwirtschaft und holt zwei Bier.

Sprecher:

Schaltet das Licht ein

Drei aus dem Stammtisch Proletarierclub, Opernsänger Eilers, Mick der Bauunternehmer und Ursus der Medizinstudent und Musiker, treffen sich jeden Montag Glock 19:30 hier in dieser Kneipe.

Schaltet das Licht wieder aus

Walter:

Schließt sich der Gruppe an, vom Klavizimbel kommend:

Tag Freunde, wie geht’s euch?

Antworten der anderen

Ich hatte heute einen scheußlichen Tag. Ihr wißt ja, ich studiere Medizin and spiele nebenher noch passioniert Klavier.

Es ging schon heute morgen los. In der Vorlesung hat nichts geklappt. Unser Professor Käutzle für klinische Medizin hat einen Sprachfehler, er lispelt und spricht einen eigentümlichen Dialekt. Ich glaube der ist von Schwaben. Jedenfalls haben wir nicht viel verstanden von dem was er gesagt hat, ich meine natürlich rein akkustisch. Und dann fängt er noch mit dem Thema Aderlass an.

Das ist doch Mittelalter, so was kommt doch heute nicht mehr an und ist auch nicht mehr relevant. Ihr seht, wieviel ich heute gelernt habe.

Und als ich dann nach Hause komme, sagt mir ein Bekannter, daß mein Freund Ferdinand aus unserer Künstlervereinigung, der ich angehöre, ausgestoßen wurde, nur weil er etwas Abfälliges über die Prager Stadtverwaltung gesagt hat. Es ist mittlerweile eine solche Intoleranz zu spüren, und die „Großkopfeten” zeigen ihre Stellung und Macht in aller Offenheit. Es muß was geschehen. Ich glaube, wir sollten unseren eigenen Verein gründen und auf revolutionären Ideen aufbauen.


Wirt holt ein Bier für Walter und eins für Hubert

Waldemar:

Meint ihr nicht auch, daß wir etwas tun müssen, um unseren Proletarierclub zu manifestieren? Seitdem wir von der Arcadia „Der starren Hofetikette und dem Reichsamtdünkel” weggingen und unseren eigenen Club gründeten, sind nun schon sechs Monate vergangen.

Leider müssen wir auch feststellen, daß unsere Gemeinschaft immer weiter schrumpft. Egon der Schrullige ist weg, der Jägermeister Kurt ist ebenfalls nicht mehr bei uns.

Wir als übriggebliebene treue Gesinnungsgenossen müssen uns mit Hand und Wort verpflichten treu und fest zusammenzuhalten.

John:

Ich bin ganz deiner Meinung, Mick.

Mir fällt auf, wenn Frauen sich treffen, taucht in der Unterhaltung nie eine Lücke auf. Die haben immer was zu sagen. Aber wir Männer brauchen etwas mehr Struktur. Wir müssen also irgendeinen Zusammenhang für unsere Gesellschaft erfinden. Wir sollten es auch jedem klarmachen, daß wir kein Orchester sind, aber auch kein Dramaclub, und kein Sängerchor. Und wir können uns nicht immer hier in der Kneipe treffen - sonst sind wir in den Augen der Welt ein Säuferclub, sonst nichts.

Walter:

Wir sollten ein eigenes lustiges Spiel spielen. Ritterzeit als Grundlage. Und wir treffen uns in einer Burg, wie im Mittelalter. So können wir das Spiel richtig ausleben.

Wirt:

Ein Spiel? Ich hab doch die kleine Bühne dort, die könnt ihr benutzen.

John:

Gute Idee, laß uns gleich hoch gehen.

Waldemar und John gehen auf den Thron

Walter:

Ich habe mir schon ein Lied ausgedacht, singen gehört auch dazu.

Wirt:

Hey, laß doch mal hören, und die anderen Gäste können auch mitsingen.

Alle singen Lied 1, Gaudeamus ...

Sprecher:

Schaltet das Licht ein

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts versetzen zwei Gedanken Prag mehr und mehr in Unruhe.

Der eine wird von Westen über die Berge in das böhmische Becken hineingetragen, die deutsche Romantik; der andere springt aus dem Süden von der Hauptstadt des Kaiserreiches, von Wien aus nach Prag hinein. Der Gedanke der Revolution, deren Flämmchen in Prag im Mai 1858 aufflackert.

Die Romantik ist aber zugleich auch der Nährboden, auf dem die blaue Blume der Schlaraffia auf volksfremden Boden erblühen kann. Sie bestimmt fast allein das geistige Leben in Prag zur damaligen Zeit.

Ihre Auswirkungen aber sind ganz verschiedener Art und wachsen sogar zu starken Gegensätzen empor.

Schaltet das Licht wieder aus

Waldemar:

Also, welche Rollen brauchen wir für unser Spiel?

John:

Auf jeden Fall brauchen wir einen Kantzler, der soll die Kommunikation übernehmen und muß alle Briefe schreiben. Er muß also schreiben können und sollte akzentfrei sprechen. Also nicht wie ein Hesse, oder noch schlimmer wie ein Appelwoi - Frankfurter, das Geschwätz versteht kein Mensch.

Er braucht nichts anderes zu können wie z.B. Geschirr abwaschen, das machen unsere Frauen viel besser. Die kommen mit ihren kleinen Fingerchen so schön in die Ecken.

Walter:

Ja, wir brauchen auch einen Schatzmeister, der unser Geld verwaltet. Ohne Geld läuft nichts, auch nicht bei uns. Wir brauchen es um unser Programm attraktiv and unterhaltend machen zu können, damit wir neue Mitglieder anwerben and auch halten können.

Es wäre meiner Meinung nach am besten, regelmäßige Mitgliederbeiträge zu erheben.

Da wir ja viele Schweizer Nationalbürger in unserem Land haben, wäre es am besten einen Schweizer als Schatzmeister zu rekrutieren. Die Schweizer haben ja ein Talent mit Geld. Was immer die anfassen wird zu Gold. Nur manchmal dauert es ein bischen länger mit allem.

Kennt ihr jemand, der original Schweizer ist?

Ich habe einen vor ein paar Wochen getroffen. Der ist von der tiefsten und ursprünglichsten Schweizer Gegend, die ihr euch vorstellen könnt. Ich glaube es ist der Kanton Schwyz.

Er heißt Frieder Müsli und ist Finanzberater. Ein Bekannter ist sein Kunde, und der wurde in einem Jahr schwerreich. Ihr seht also was der kann. Er hat auch unglaubliche Fähigkeiten, Geldspenden einzuwerben. 20% Jahreszinsen sind bei ihm keine Seltenheit, selbst in dieser Zeit mit wirtschaftlichen Niedergängen.

Der einzige Nachteil ist, daß er oft zu spät kommt. Er sagt zwar immer, er sei auf Kundenbesuch and seine Kunden hätten tagsüber keine Zeit. Ich bin mir da nicht so sicher. Aber wir können das ausgleichen in dem wir ihm sagen, daß wir Glock 19:00 anfangen, in Wirklichkeit aber fangen wir offiziell erst Glock 19:30 an, dann wird es schon klappen.

Man versteht ihn nicht immer, da er einen starken schweizerischen Dialekt hat. Was meint ihr, soll ich ihn kontaktieren?

John:

Warum nicht, können es ja mal mit ihm versuchen. Wenn es nicht funktioniert, sperren wir ihn ins Burgverließ, was wir übrigens auch noch bauen müßten.


Wirt verteilt Liedertexte, Lied 2: Aufmunterungslied

Waldemar:

Damit alles geordnet abläuft brauchen wir auch einen Vorsitzenden, oder besser gleich drei davon. Aber wie sollten die nun geschaffen sein ?

Ich denke, einer muß den Überblick haben, also groß und hochgebaut sein, sollte natürlich auch öfter mal anwesend sein.

Denen darf nichts entgehen, einer sollte gut sehen können, gute Augen haben, meinetwegen auch digitale. Er sollte selbstlos seine Aufgaben erledigen, also den Unterschied zwischen ICH und WIR kennen.

Und einer sollte ein richtiger Überflieger sein und seine buchstäblichen Tragflächen schützend über uns ausbreiten.

Wir brauchen auch einen, der das Vereinslokal, oder besser gesagt Burg, für die Kameraden in Ordnung hält. Z.B., daß die Fenster dicht sind und wir keinen Zug bekommen. Der sollte auch jedesmal das Protokoll schreiben.

Walter:

Das sind gute Ideen, die werden wir festhalten. Ich hab' gerade mein zweites Lied fertig, soll’n wir das mal singen?

Wirt:

Wenn die anderen Gäste nichts dagegen haben.

Wendet sich zu den Rittern und sagt:

Ist das in Ordnung für euch?

Alle singen Lied 2: Aufmunterungslied mit neuem Text

Waldemar:

Aber wir müssen uns auch einen anderen Namen einfallen lassen und brauchen ein heraldisches Wappentier. Wie wäre es mit Schlaraffia? Ihr wißt, das Wort stammt aus dem mittelhochdeutschen „Slur-Affe”, der bekannt ist für sein sorgloses Genießen. Und unsere Abende wollen wir doch auch sorgenlos genießen.

John:

Aber das Wappentier sollte nicht ein Affe sein.

Walter:

Besser eins auf höherem Niveau.

John:

Also eine Giraffe, paßt dann auch zu dem hochgebauten Vorsitzenden.

Waldemar:

Wir haben so ein kleines Meerschweinchen, das hat so süße kleine Augen.

Wirt:

Jungs, macht es euch doch nicht so schwer. Nehmt doch einfach den Uhu der dort über meiner Tür hängt.

Alle Darsteller stimmen zu, he gute Idee, echt super, ...

Waldemar:

Steht auf

Gebt acht,

Seht über der Türe, da ist ein Uhu angebracht,

auch er würde uns gut symbolisier',

ist doch der Uhu gar ein nützlich Tier.

Fortan sind wir nun Schlaraffen und wollen schwören unseren

Bund der Freundschaft, der Kunst, Frohsinn und Humor

Wie der Blitz und Schlag zumal

Es schwebte der Uhu nun zu Tal.

Besegnet war nun der Geistesblitz

Die Freundschaft, der Geist, der Frohsinn und der Witz,

Oder laßt uns einen heben,

Das Wirtshaus „Freund” soll nun erbeben

Vergeßt das Laben nicht.

Prostet allen zu, Ehe


Wirt verteilt Liedertexte, Lied 3: Guter Mond du gehst so stille

Sprecher:

Schaltet das Licht ein

Der feierlich närrische Cultus verfolgt von Anbeginn eine bestimmte Form. Er wird in das Gewand eines mittelalterlichen Rittertums gekleidet. Die Ritteridee war gleich bei der Gründung des Vereins, vielleicht schon früher vorhanden und entwickelte sich im weiteren Verlauf mit dem ganzen romantischen und phantasievollen mittelalterlichen Gepräge.

Dieser äußere Rahmen ergab sich wahrscheinlich in Anlehnung an die Ritterbünde, die schon im 18. Jahrhundert gerade in künstlerischen Kreisen bestanden und als Vorläufer der Schlaraffia bezeichnet werden müssen.

So erzält Goethe im 12. Buch von Dichtung und Wahrheit von einer solchen Rittertafel in Wetzlar, einem Kreis fröhlicher und begabter junger Leute, der sich unter Beobachtung bestimmter Formen regelmäßig zusammenfand. In dieser Rittertafel befand sich auch Goethe unter dem Namen „Götz der Redliche”.

Diese Rittertafel fand bereits im Jahre 1772 ihr Ende. Wenn somit auch die Kontinuität dieser Rittertafel mit Schlaraffia fehlt, so geht der schlaraffische Gedanke wohl auf diese Zeit zurück, wiedererweckt von einem Kreis von Künstlern, die aber nach dem Tagebuch zu schließen, keine Kenntnis davon hatten und erst zwei Jahre später nach der Gründung durch den Vortrag eines Gastes davon erfuhren.

Auszug aus „Das Schlaraffische Spiel”

Schaltet das Licht wieder aus

Walter:

Es ist schon spät geworden, laßt uns noch ein Lied zum Abschluß singen. „Guter Mond Du gehst so stille” paßt hier gut hin.

Alle singen Lied 3, Guter Mond ...

Alle Darsteller verabschieden sich untereinander, Tschüss und bis zum nächsten mal.

Wirt:

Kommt alle gut heim.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurem neuen Spiel.

John:

Danke Danke, bis zum nächsten mal.

Alle Darsteller gehen raus in die Vorburg, der Wirt bleibt noch da

Wirt:

Spricht zu sich selbst, schüttelt den Kopf

Na, ich weiß nicht, das wird doch nichts mit deren Idee. Die Jungs glauben wahrscheinlich, daß es das Spiel noch in 150 Jahren geben wird.

Fragt er einen Ritter, (möglichst aus der Rocky Mountania)

Und was meinst du, könnte das möglich sein?

Fragt einen weiteren Ritter

Was denkst du, warum könnte deren Spiel so alt werden?

Wartet die Antwort ab,

evtl. kurzen Kommentar zur Antwort.

Rührt das Tamtam.


Alle Darsteller
kommen wieder rein und setzen sich an die Junkertafel.


LULU!


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